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Juni 2020

Heidrun_Leinenbach

Interview von Heidrun Leinenbach mit Christian Zaum

Christian Zaum, Sie sind seit Juni 2017 Beigeordneter für das Dezernat 07 – Recht, Ordnung und Wohnen in Düsseldorf. Sie sind 43 Jahre alt, verheiratet und haben 2 Kinder. Sie sind in Wuppertal geboren und haben Rechtswissenschaften an den Universitäten Passau und Würzburg studiert. Sie waren vor Ihrer Tätigkeit als Dezernent, Geschäftsführer der CDU Ratsfraktion. Sie sind der Nachfolger von Dr. Stephan Keller, der aktuell Stadtdirektor der Stadt Köln und jetzt unser OB Kandidat im Wahlkampf 2020 ist. Sie wurden für 8 Jahre gewählt, davon liegen noch 5 Jahre vor Ihnen. Nun würden wir gerne von Ihnen wissen, wie waren die letzten drei Jahre und was haben Sie sich für die weiteren 5 Jahre vorgenommen?

 

Die letzten 3 Jahre sind wie im Flug vergangen. Es war eine ungeheuer dichte Zeit, in der viel passiert ist und die sehr lehrreich war. Direkt zu Beginn meiner Amtszeit fand der Grand Départ der Tour de France statt: Das war sofort eine große Verantwortung. Aber dadurch habe ich sehr viel gelernt. Die größte Herausforderung – das hatte mir Stephan Keller auch ans Herz gelegt –  herrschte bei der Verkehrsüberwachung (VÜ) und beim Ordnungs- und Servicedienst (OSD) eine großen Personalnot. Hier musste ich sofort gegensteuern. Das Thema Wohnen ist natürlich auch von herausgehobener Bedeutung. Es ist aber auch ein sehr kompliziertes Thema. Die Schaffung von Wohnraum in allen Preislagen hängt von ganz vielen Aspekten ab: Vor allem vom Planungs- und Baurecht, aber auch von der Verbesserung der Fördermaßnahmen. Hier ist auch eine ganze Menge in den letzten 3 Jahren passiert, aber es bleibt auch noch viel zu tun. Jedoch auch in den übrigen Bereichen war es nicht langweilig: Die Organisation der Bundestagswahl, die Gründung des Open-Data-Teams, die Schaffung einer Stelle für IT-Sicherheit waren nur einige andere Themen aus meinem Zuständigkeitsbereich. Aktuell hält uns alle die Corona-Krise in Atem und das wird uns sicher auch noch einige Zeit beschäftigen. Dadurch wird es sicher langfristig zu Veränderungen kommen, die meine Arbeit bestimmen werden.

 

Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Sie sind im Detail verantwortlich für die Bereiche Amt für Statistik und Wahlen, Rechtsamt, Amt für Wohnungswesen und das Ordnungsamt. Auch die Fachstellen Compliance, regionale Angelegenheiten und das Regionalmanagement liegt in Ihrem Verantwortungsbereich. Gerne würden wir, gerade in der heutigen Zeit, etwas mehr über das Ordnungsamt erfahren.

Das Ordnungsamt, insbesondere die Außendienste VÜ und OSD, die rund 2/3 der Mitarbeiter des Amtes ausmachen, hat eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. In den gegenwärtigen Corona-Zeiten wird das wieder besonders deutlich. Und es freut mich, dass aus der Bevölkerung gerade ein sehr positives Feedback zur Arbeit des OSD gibt. Die Kolleginnen und Kollegen müssen schwierige Abwägungen vornehmen: Wann reicht es aus, einen Menschen anzusprechen oder zu ermahnen? Wann muss aber auch durchgegriffen werden? Das machen die Mitarbeiter hervorragend und es bewährt sich, dass wir sie seit vielen Jahren gut ausbilden. 

 

Wie oben bereits angesprochen, ist der Dienst in den letzten Jahren schwieriger geworden und viele Mitarbeiter haben die Außendienste verlassen. Mit dem Projekt OSD AAAA+ haben wir Maßnahmen ergriffen, um die Aufgaben, Attraktivität, Ausbildung, das Ansehen und die Ausstattung zu verbessern. Das hat erste positive Wirkungen entfaltet, bleibt aber eine langfristige Aufgabe. Ein ähnliches Projekt für die VÜ hatte ich mir für dieses Jahr vorgenommen, aber da hat mir Corona bislang einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Verbesserung von OSD und VÜ hat für mich auch in den nächsten 5 Jahren Priorität.

 

Sie hatten schon gleich zu Beginn Ihrer Tätigkeit als Beigeordneter die steigende Terrorlage als große Herausforderung. Hierzu mussten große Auflagen zu den vielen Großveranstaltungen in Düsseldorf bewältigt werden. Wir haben den rheinischen Karneval, die Kirmes, den Japantag, die Weihnachtsmärkte, das Gourmet Festival und es kam auch gleich die Tour de France auf Sie zu, u.v.m. Hierzu wurden Sie schon im Oktober 2017 von der RP interviewt und mir sind folgende Worte haften geblieben, die Sie gesagt haben – „Es hat mich beeindruckt, wie professionell mein Team arbeitet“. So etwas hören Mitarbeiter sehr gerne von ihrem Chef. Ist das Ihre Art Mitarbeiter zu führen?

 

Ich bin ein Teamplayer und das ist in dieser Funktion auch notwendig: Die Arbeit ist so vielfältig und erfordert so viel Erfahrung, da bin ich zwingend auf die Beratung durch meine Mitarbeiter angewiesen.

 

Sie haben in 2019 eine neue Broschüre rausgegeben. Es sind knapp 40 Seiten. Ich habe sie gelesen. Hier habe ich erst festgestellt, wie umfangreich die Aufgaben des OSD sind. Ich befürchte nur, dass das nur wenige tun.

 

Das ist nicht leicht, viele Aufgaben kompakt darzustellen. Die Broschüre hat mehrere Funktionen. Zum einen soll es die Bürgerinnen und Bürger gerade über die umfangreichen Aufgaben aufklären und damit auch aufzeigen, dass der OSD sich nicht immer um alles gleichzeitig kümmern kann. Zum anderen setzen wir die Broschüre auch zur Anwerbung neuer Mitarbeiter ein, die ja gerade über die vielfältige und abwechslungsreiche Aufgabe informiert werden sollen. Die Broschüren werden im Rahmen unserer rund 50 Bürgersprechstunden, die wir im Jahr in der ganzen Stadt abhalten, verteilt. Insofern ist in der Regel eine Ansprache mit der Übergabe der Broschüre verbunden.

 

Es ist sicherlich nicht leicht, in der Corona-Krise richtig mit den Menschen umzugehen. Wie ist hier Ihre Einsatz-Strategie für Ihre Mitarbeiter?

 

Die Aufgaben und Maßnahmen müssen differenziert betrachtet werden: D.h. jede Einsatzstrategie muss nach jeweiliger Lage entschieden werden. Im Rahmen der Abstandsgebote im Rahmen der Corona-Schutzverordnung haben wir beispielsweise bewusst eine defensivere Strategie gewählt, die sich auch bewährt hat, weil weit überwiegend die Menschen einsichtig reagiert haben.

 

Sie sagen „die regelmäßige Präsenz auf den Straßen ist wichtig“. Ist das wirklich realistisch umsetzbar?

 

Regelmäßig ja, durchgehend flächendeckend im ganzen Stadtgebiet nein! Das ist ein Ziel, wenn wir mehr Mitarbeiter haben, dann insbesondere die Frequenz in den Stadtrandlagen zu erhöhen.

 

Der Job als OSD Mitarbeiter ist nicht immer leicht, sie werden oft angegangen, wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?

 

Auch das war ein Beweggrund, das Projekt AAAA+ durchzuführen: Wertschätzung für die Arbeit des OSD! Einige Mitarbeiter waren zu Beginn des Projekts skeptisch, ob „zählbare“ Ergebnisse herauskommen. Umso größer war die Überraschung, dass wir in einem dreiviertel Jahr u.a. eine Bonuszahlung, verbesserte Ausbildungsaspekte und Ausstattung, zusätzliche Teambuilding-Maßnahmen, verstärkte Ausbildungsakquise sowie einiges mehr erzielen konnten. Wichtig ist auch, dass wir die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren, um die vielen positiven Maßnahmen in den Vordergrund zu stellen, um auch dadurch Wertschätzung zu vermitteln. Wir haben in 2019 zum ersten Mal seit 5 Jahren mehr Mitarbeiter dazugewonnen als verloren. Das stimmt mich positiv und, dass wir diesen Weg weiter verfolgen sollten.

 

Für den OSD arbeiten rund 150 Mitarbeiter, sind das genug? Ich könnte mir vorstellen, dass bei den gestiegenen Anforderungen und dem Anstieg der Bevölkerung in Düsseldorf weitere Mitarbeiter nötig sind. Ist das richtig? Suchen Sie Verstärkung? Wie begeistern Sie neue Leute für den OSD? Wie viele Mitarbeiter benötigen Sie noch?

 

Düsseldorf ist im Vergleich zu den Großstädten der BRD immer noch sehr gut aufgestellt. Aber wir haben fast 1/3 der Stellen nicht besetzt. Und nein: Das reicht nicht. Düsseldorf ist, wie Sie sagen, eine wachsende Stadt und damit wachsen auch die Anforderungen und Erwartungen an den OSD. Die Personalakquise ist aber nicht so einfach. Auf dem freien Arbeitsmarkt haben wir nur vereinzelt geeignete Mitarbeiter gefunden. Interessant wird es sein, ob sich hier die Corona-Krise positiv auswirkt. Das kann ich aber gegenwärtig noch nicht beurteilen. Hervorragende Erfahrungen machen wir mit den eigenen Azubis.

 

Hier sehe ich auch das Potenzial für den Personalaufbau, denn unsere Ausbildungsjahrgänge sind voll. Dadurch werden wir in den kommenden Jahren die Stellen hoffentlich wiederbesetzen. Aber auch diese Entwicklung müssen wir von Jahr zu Jahr betrachten und unsere Maßnahmen ggf. anpassen.

 

Wenn sich jemand für einen Job im OSD interessiert, welche Fähigkeiten muss sie oder er mitbringen? Wie sind die Arbeitsbedingungen? Wie sieht die Ausbildung aus?

 

Grundsätzlich sind die Eingangsbedingungen nicht hoch: Grundsätzliche Voraussetzung ist eine abgeschlossene Schulbildung, egal welche. Die Mitarbeiter müssen aber charakterlich geeignet sein: sie verrichten hoheitliche Aufgaben, müssen verantwortungsvoll Konflikte lösen und repräsentieren die Stadt. Es ist auch sinnvoll, wenn man eine gute körperliche Konstitution hat. Die dreijährige Ausbildung führt zum Abschluss des Verwaltungsfachangestellten mit Schwerpunkt öffentliche Ordnung. Es ist also eine „normale“ Verwaltungsausbildung im mittleren Dienst, die auch berufliche Perspektiven in der gesamten Verwaltung ermöglicht.

 

Wie sind die Abgrenzungen zur Polizei? Wie ist die Zusammenarbeit mit der Polizei? Ich habe etwas über die Ordnungspartnerschaft mit der Polizei gelesen. Können Sie das näher erläutern?

 

Der wesentliche Unterschied ist, dass die Polizei für die Verfolgung von Straftaten zuständig ist. Die Zusammenarbeit ist grundsätzlich gut. Es gibt einen regelmäßigen Austausch mit der Polizei und regelmäßig gemeinsame Einsätze. Insbesondere bei der Vorbereitung und Durchführung von Großveranstaltungen ist die Zusammen-arbeit sicher vorbildlich, das gilt aber auch für viele weitere Beteiligte wie z.B. die Feuerwehr. Die sog. „Doppelstreifen“ aus Polizei und Ordnungsamt finden leider aus Personalgründen zu selten statt.

 

Nun zu dem ganz aktuellen Thema „Corona“. Wie sind die Auswirkungen auf den OSD? Die Corona-Auflagen, die sich auch immer wieder ändern, müssen kontrolliert werden. Menschen müssen genügend Abstand voneinander halten und Menschen-ansammlungen müssen aufgelöst werden. Die Coronaschutzverordnung (CoronaSchVO) müssen eingehalten werden, es ist bestimmt nicht immer leicht diese durchzusetzen, ohne Widerstand und auch bestimmt oft, tut es den Mitarbeitern leid, dass sie sie durchsetzen müssen, oder?

 

Die gegenwärtige Krise ist eine große Herausforderung für alle. Das Ordnungsamt insgesamt hat hier eine herausgehobene Zuständigkeit und viele zusätzliche Aufgaben, die sich aus der CoronaSchVO ergeben. Die besondere Herausforderung ist, dass sich in den letzten 8 Wochen ständig verändert, was zulässig und was verboten ist und manchmal ist das auch nicht eindeutig und muss erst einmal aufwändig ermittelt werden. Die Gewerbeabteilung berät unermüdlich Gewerbetreibende, Gastronomen und Veranstalter, was in Zeiten von Corona erlaubt oder verboten ist oder welche Hygienemaßnahmen notwendig sind.  

 

Der OSD, teilweise unterstützt durch die VÜ, hatte und hat ein enormes Pensum an Kontrollen im öffentlichen Raum, um die unterschiedlichen Vorgaben der CoronaSchVO zu kontrollieren. Positiv ist aber, dass die Menschen sich überwiegend diszipliniert verhalten und auf Ansprachen einsichtig reagieren.

 

Ihre Mitarbeiter müssen doch im Dauereinsatz sein. Bekommen Sie die Anforderungen gestemmt?

 

Auch hier gilt: Das Ordnungsamt kann nicht omnipräsent sein. Aber Aufgrund der o.g. Erfahrung unterstützen uns im Außendienst gegenwärtig 40 Mitarbeiter eines Promotion-Teams und 7 Musiker der Düsseldorfer Symphoniker, die wir in den Bereichen einsetzen, wo es ausreicht die Menschen zu sensibilisieren aber wo keine Konflikte entstehen. Der OSD kann sich dadurch stärker auf die Bereiche fokussieren, wo auch durchgegriffen und auch mal ein Bußgeld verhängt werden muss. Das kommt aber überwiegend im gewerblichen Bereich vor.

 

Nun noch kurz zu Ihnen privat. Wie kommen Sie mit der großen Verantwortung zurecht?

 

Meine Frau ist natürlich eine große Stütze. Sie ist Richterin und verzichtet gerade selbst auf ihre nächsten Karriereschritte. Sie entlässt mich aber auch nicht aus gewissen privaten Pflichten und das ist auch gut so, denn das erdet. Darüber hinaus habe ich tolle Mitarbeiter, insbesondere meine Büroleiterin und meine Führungskräfte, auf die ich mich hundertprozentig verlassen kann.

 

Lieber Herr Zaum, vielen Dank für das offene Interview, es hat mir sehr viel Freude bereitet und einen wunderbaren Einblick in Ihr gesamtes Ressort, insbesondere das des OSD gegeben. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg! Ich hoffe für uns alle, dass wir bald sagen können „Wisst Ihr noch, die Corona-Krise? Gut, dass wir sie so gut gemeistert haben.“ Und das mit Ihrer Unterstützung…

 

Christian Zaum & Heidrun Leinenbach (im Interview)