Vergleicht man die COVID-19-Lage in Deutschland mit den Zuständen anderswo in der Welt, dann können wir sagen: Wir haben die Pandemie ziemlich gut in den Griff bekommen. Das verdanken wir nicht nur unserer umsichtigen politischen Führung in Berlin. Es ist vor allem auch das Verdienst jedes einzelnen Bürgers, der die vielen, oft auch schmerzhaften Einschränkungen einsichtsvoll hinnimmt. Das gilt auch für uns in Düsseldorf. Unser Oberbürgermeister sollte das jetzt nicht durch seinen gesundheits-politischen Zickzackkurs aufs Spiel setzen.
Leider sorgt ausgerechnet unser Oberbürgermeister Thomas Geisel für Irritationen bei der Frage nach dem richtigen Weg aus dem Lockdown. Mitte Mai überraschte er uns in einem Beitrag im Kölner Stadtanzeiger mit der plakativen Forderung nach einem „Umsteuern“ in der Corona-Krise. Mit der Ankündigung einer repräsentativen Studie à la Heinsberg wollte er seinen Weg einer Turbo-Lockerung vor allem für Kitas und Schulen in Düsseldorf rechtfertigen.
Verblüffend dabei war, dass unser OB die Ergebnisse der angekündigten Studie offenbar schon im Voraus kannte: So stellte er allerlei Überlegungen an, etwa über eine größere „Durchseuchung“ als vom Robert-Koch-Institut angenommen und über ein daraus ableitbares geringeres Ansteckungsrisiko. Seine Schlussfolgerung: Wir können nun lockern ohne Ende.
Moment mal! Bisher war uns Thomas Geisel eher als gelernter Jurist bekannt. Dagegen ist uns seine Expertise in Virologie und Epidemiologie noch nicht aufgefallen. Bei allem Respekt: Ein Bürgermeister kann ja viel umsteuern, aber ein Virus zu stoppen – das übersteigt nun wirklich seine Kräfte.
Apropos „Umsteuern“: Laut Duden ist damit die „Umkehrung der Drehrichtung einer Maschine“ gemeint. Nach allem was wir wissen, ist SARS-CoV-2 aber keine Maschine, die man mal eben in eine andere Richtung lenken könnte. Vielleicht hat unser OB da ja etwas mit seiner sinnfreien Umweltspur durcheinandergebracht.
Wie auch immer, die Verwendung des Ausdrucks „Umsteuern“ ist von keinerlei wissenschaftlicher Einsicht in pandemische Prozesse getrübt. Ob Thomas Geisel das gemerkt hat? Am 20 Mai jedenfalls, also nur wenige Tage nach seinem Beitrag im Kölner Stadtanzeiger, stellte er im Düsseldorfer Rathaus sein „Stufenkonzept für den Fall steigender Neuinfektionen“ vor. Wie jetzt? Gefahr gebannt oder Gefahr verkannt? Hatte Geisel inzwischen kalte Füße gekriegt? Oder hatte er sich einfach einmal etwas Zeit genommen und mit einem Virologen gesprochen?
Mal hü, mal hott – das kann nicht der richtige Weg aus der Krise sein. Ein so unstrukturiertes Vorgehen mindert ohne Not das Vertrauen des Bürgers in die Maßnahmen der Politik. Wenn man gegen jeden guten Rat mit dem Kopf durch die Wand will, wie es unser OB seit Amtsantritt immer wieder beweist, dann kann das auf Dauer nicht gutgehen. Im Fall der Tour de France 2017 waren „nur“ die Stadtfinanzen betroffen, doch heute geht es um unser aller Gesundheit.
Vernünftiges Krisenmanagement sieht anders aus. Ich hoffe sehr, dass wir nach der Kommunalwahl einen Amtswechsel erreichen, damit wir in Düsseldorf in der Lage sind, verantwortungsvoller aus der Corona-Krise herauszukommen. Bis dahin können wir nur hoffen, dass unser derzeitiger „Krisenmanager“ häufiger dem Rat der Experten folgt, die sich mit COVID-19 etwas besser auskennen als ein OB mit seinen Lockerungsübungen.
Ihre
Heidrun Leinenbach
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