„Flatten the curve“ war gestern. Oder besser gesagt vor ein paar Wochen. In Düsseldorf. Seit dem Ende des Lockdown jedenfalls geht es in Düsseldorf aufwärts. Mit den Corona-Zahlen. Dabei hatte sich die Strategie bis dahin doch ganz wunderbar bewährt. Man könne täglich 800 Menschen testen. Die Stadtspitze wurde nicht müde, das zu betonen. So viel wurden es nie. Sicherheitshalber wurde aber die städtische Corona-Hotline verstärkt. Durch einen Chatbot. Der halbierte schonmal die Zahl der Anrufer. Was bei den Gänsen im Park nie gelang, hier funktionierte es einwandfrei: Vergrämung.
Mit dem Ende des Lockdown und der Einführung der 7-Tages-Inzidenz stand unsere Stadt prima da. Und machte klar: Es wird nicht gewartet, bis ein Inzidenzwert von 50 erreicht wird. Bei 30 ist für uns schon Schluss. Dann kommunizieren wir verstärkt!
Gesegnet, wer eine Strategie hat. Mit dem Leben kehrte die Party in die Stadt zurück. Und das gute alte Problemviertel Altstadt lief zu Hochform auf. Doch schon kommunizierte man los.
Es wurden Kreise auf den Burgplatz und auf die Apollo-Wiese gemalt. Ein klares Zeichen. Das versteht wirklich jeder hirnlose, betrunkene Randalierer. Als Einladung. Denn an jedem Wochenende neuerdings das gleiche Bild. Ohne Polizei und Ordnungsdienst geht nichts mehr. Und mitten drin am letzten Wochenende: der Oberbürgermeister. Zwischen vielen Menschen und ohne Maske. Ob er Angst habe, sich anzustecken, fragt ihn die Redakteurin der Rheinischen Post. Er habe „Nein“ geantwortet, heißt es im Artikel.
Derweil schauen alle auf die Ziehung der täglichen Inzidenzzahl. 24 am Donnerstagabend. Düsseldorf ist im Städteranking NRW ganz vorn. Nur Gütersloh ist besser. Aber die haben ja auch Tönnies.
Und wieder ergreift man das scharfe Schwert der Kommunikation und der drastischen Bilder: jetzt gibt es Linien auf dem Burgplatz. Die nächste Eskalationsstufe? Dreicke? Rauten? Information ist alles. Nur Regeln, die sind unsexy.
Wissen Sie, was ich unsexy finde? Köln hatte am Donnerstagmorgen 46 Infizierte, Düsseldorf fast 300. Wenn Düsseldorfs Oberbürgermeister seine Strategie weiterhin so erfolgreich fährt – wer weiß – vielleicht überholen wir bald Gütersloh. Und verreisen wird dann keiner von uns. Aber das ist eben Düsseldorf. Oder Nähe trifft Freiheit. Oder: fatten the curve!
Ihre
Heidrun Leinenbach
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